Die Kantonalbank öffnet sich zum Pérolles

Der Hauptsitz der Freiburger Kantonalbank erhält einen neuen Eingang zur Pérolles-Strasse. Federführender Architekt ist Mario Botta, der das Gebäude vor rund 40 Jahren entworfen hat.

Der Hauptsitz der Freiburger Kantonalbank. © Marc Reidy

Begleitet von Fotoapparaten und Kameras betritt Mario Botta die Schalterhalle der Freiburger Kantonalbank. Er wirft einen Blick nach oben, wo Licht durch einen nur mit Glas bedeckten Streifen Licht in den riesigen Raum fällt. Vor rund 40 Jahren, als er ungefähr Mitte dreissig war, hat der weltberühmte Architekt dieses Gebäude entworfen, in dem er jetzt steht. Nun ist der Tessiner wieder zurück, um sein Werk zu verwandeln und es den aktuellen Bedürfnissen der Kundinnen und Kunden anzupassen.

Der Architekt Mario Botta bestaunt das Werk seines jüngeren Ichs. Bild: Tracy Maeder

Veränderte Bedürfnisse

Diese Verwandlung, wie die Verantwortlichen der Bank die Renovationsarbeiten nennen, bedeutet einerseits einen neuen Haupteingang: An der Fassade, wo sich heute mehrere Bancomaten befinden, soll das Gebäude in Richtung eine neue Öffnung in Richtung Pérolles-Strasse erhalten. «Das Ziel ist, die Bank zugänglicher zu machen», sagt Daniel Wenger, Präsident der Generaldirektion. Der aktuelle Eingang in Richtung Bahnhof werde bestehen bleiben.

Zur Pérolles-Strasse hin entsteht ein neuer Eingang. Bild: zvg

Auch im Inneren wird sich einiges tun, allerdings beschränkt auf die Schalterhalle im Erdgeschoss und den ersten Stock. Hier hat Mario Botta das Wort: «Die Funktion einer Bank bleibt weiterhin die gleiche», erklärt der Architekt. Die Instrumente hätten sich jedoch geändert, die die Bank verwenden muss, um ihren Kundinnen und Kunden gerecht zu werden.

Konkret heisst das: Weniger Menschen kommen physisch bei der Bank vorbei, die grosse Halle mit den über zehn Schaltern wird entsprechend nicht mehr in ihrer alten Funktion benötigt. «Das Problem ist, dass die Architektur auf dem Bild der Schalter basiert», erklärt Botta. Das sei überholt, die neue Lebensrealität verlange nach indirekten Beziehungen, mit elektronischen Hilfsmitteln und neuen Medien.

Mario Botta an der Medienkonferenz zu den Renovationsarbeiten am Bankgebäude. Bild: Marc Reidy

Die Struktur des Raumes bleibe trotzdem bestehen, betont Botta. Dazu kommt ein neuer Zwischenraum, ein «Filter zwischen der Stadt und dem Inneren der Bank». In dieser Selbstbedienungszone befinden sich die Bancomaten, Depomaten und ein Münzrollenautomat. Vier Einzahlungs- und Abhebungsschalter wird es weiterhin geben, dazu kommen zwei Schalter für die Beratung der Kundinnen und Kunden. Neu gibt es Lounges für den Empfang der Kundschaft.

Die Selbstbedienungszone ist 24 Stunden am Tag geöffnet. Bild: zvg

Gleicher Boden wie unten

«Der erste Stock wird zu einem zweiten Service-Foyer», führt der Architekt weiter aus. Hier können Beratungsgespräche mit der Kundschaft stattfinden, in separaten Besprechungsräumen. Für den Boden habe er sich auf die Suche der gleichen Steine gemacht, die auch fürs Grundgeschoss verwendet wurden. «Wir hatten Glück und fanden einige Blöcke, die wir abschneiden konnten.»

Der Boden im ersten Stock ist der gleiche wie der im Erdgeschoss. Bild: zvg

Bauarbeiten bis Ende 2025

In diesem Teil des Gebäudes haben die Bauarbeiten schon begonnen. Der zweite Teil des Umbaus erfolgt ab April 2025 und dauert rund neun Monate. «Die Schalter werden wir während der Bauarbeiten offen lassen», betont der Präsident der Generaldirektion. Die Kosten für die Arbeiten beliefen sich auf rund vier Millionen Franken.

Bankdirektor Daniel Wenger informierte über den Zeitplan der Bauarbeiten. Bild: Marc Reidy

Erste Überlegungen zur Renovation habe sich die Kantonalbank im Jahr 2019 gemacht. Bei der Planung sei der Denkmalschutz eine Herausforderung gewesen, denn: «Das Gebäude ist praktisch gleich stark geschützt wie die Kathedrale», so Wenger im Gespräch. Dass der ursprüngliche Architekt anwesend war, sei dabei hilfreich gewesen. In den Worten des Architekten: «Der Bleistift war immer derselbe.»

Bankdirektor Daniel Wenger informierte über den Zeitplan der Bauarbeiten. Bild: zvg

Grosses Privileg

Für ihn sei es ein grosses Privileg, seinem Werk ein zweites Leben geben zu können, betont der etwas über 80-Jährige. Die Freiburger Kantonalbank sei eines seiner ersten Gebäude gewesen, das sich mitten in einer Stadt befunden habe. Es sei kein anonymes Gebäude, das irgendwo stehen könnte: «Ich habe die Stadt in ihrem eigenen Herzen berührt.»

Freiburger Nachrichten - Redaktion / Martina Schmid
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